ausblick am scheideweg

ausblick am scheideweg
spannung beim übergang
entscheidung naht, fällt
die augen geschlossen
vollzug unter volldampf
zum nächsten wendepunkt
schritt für schritt
bin ich blind
und blinzle
dazwischen

(C) holly

school of confidence

School of confidence
Hälfte des weges
Neue wege
Ein mensch ist ein ort
Und ein ort eine zeit
Wesen & gestalt
Gegenwart & welt
Nur mut zum glück
Mit geschlossenen augen
Und offenem blick

(c) holly

bundesfuckwahl

Hier geht es um anerkennung

Was ist das für eine wahl
Wenn ich wählen muss

Warum wählen müssen
Anstatt wählen zu wollen

Warum arbeiten müssen
Anstatt arbeiten zu wollen

(für) etwas wofür es sich lohnt

Warum sprechen wir nicht mehr von obrigkeit
Als ob es sie nicht mehr gäbe

Warum sprechen wir nicht mehr über untertanen
Als ob es sie nicht mehr gäbe

Warum nennen wir es recht und nicht gewalt
Was es eigentlich ist

Jeder freie ist ein f9ind des staates

Spongebob lebt die wahre anarchie vor
Weil er einfach gerne arbeitet

So würde unser system nicht funktionieren

Was muss geschehen
Damit wir gerne teil haben

Ohne andere auszubeuten
Und ohne manipuliert zu werden

Was ist da für ein unterschied
zwischen eurem realismus und opportunismus

Natürlich kann man in einem einzelnen
ein bedürfnis wecken

Natürlich kann man einzelne inhaftieren

Man kann das auch mit vielen einzelnen tun

Aber kontrollieren im großen kann keiner
Warum also weiter so tun

Geben wir doch einfach zu dass die gesellschaft
Ein einziges großes experimentierfeld ist

Und kümmern uns nicht weiter
So verbissen
Um die erhaltung des status quo

Warum also Nicht einmal utopie

Einzelne wollen einzelnen helfen

Die gesellschaft will der gesellschaft helfen

Alles ist zwang

Freiheit darf nicht sein

Denn solange du nur das innere des käfigs siehst
Kannst du dir keine alternative denken

Die limitierung des menschen

Was heißt es denn
Etwas zu akzeptieren

Heißt das keinen gedanken mehr daran zu verschwenden
Es als selbstverständlich hinzunehmen

Das bewusstsein entscheidet

(c) aes

evocation

teil 1: Saidwar – ein könig bricht auf

es will mir nicht recht gelingen einen anfang zu setzen. Sicher ist nur womit es , vielleicht vorläufig, endete.

Manche sagen, sie hätten ihn bereits des nachts durch gänge hüpfen und im mondlicht tanzen sehen als im hellen noch alles mit rechten dingen zuging. Leicht einzusehen, dass sie damit erst herausrückten, als die veränderung offen zu tage trat.

Der Einfachheit halber könnte ich schreiben: Alles begann mit der Botschaft vom Tode seines sohnes auf dem schlachtfeld. In stoischer ruhe hatte er sie hingenommen, ohne ein wort des entsetzens oder bedauerns. Wahr ist aber, dass diese reaktion dem Anschein seines Wesens ganz entsprach und dass auch weiter nichts geschah, was dem eindruck seiner ernsthaftigkeit und geistigen gesundheit widersprochen hätte. Hatte er doch immer schon mit fassung auf die schläge des schicksals geantwortet. War er doch ein mann des verstandes, nicht des herzens, von gerechter härte und niemals aufbrausend. Ging doch das wort von dem könig aus eisen im land.

was sollte man nun davon halten, dass saidwar ulna, unser ehrwürdiger könig, neckisch wurde, dass er den hohen damen die zunge herausstreckte und sich im handstand übte, dass er mehr zeit mit dem hofnarren verbrachte als mit seinen beratern und dass er schließlich seine krone dem narren und sich selbst im tausch die schellenkappe aufsetzte und als narr in die welt ging?

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grimoire

Du willst etwas über die ursprünge unserer ehrwürdigen institution erfahren?
Willst wissen, wie es kommt, dass wir die bücher hüten, sie hüten, wie gefangene? Warum wir bücher in reihen bannen, in sachgebiete, und sie alphabetisch auflisten, warum wir manche von ihnen in einzelhaft nehmen? Warum wir sie anketten, die schlimmsten von ihnen, warum wir sie nur ausgewählten besuchern zu lesen geben?
Was weißt du überhaupt über die natur der grimoire, was weißt du über die sprüche, die in ihnen aufgehoben sind?
So ein zauber, das ist nichts geringeres als der wirre gedanke eines hexers, eines also, der die macht besitzt, ob bewusst, oder unbewusst, hand an die texturen der dinge zu legen, die fingerspitzen unter die haut der materie zu schieben und wider aller ordnung und gewohnheit zu verändern, was uns als wirklichkeit begegnet. So ein zauber, nichts als ein gedanke, nichts weniger fürchterliches als ein gedanke kann das engstirnige rund eines verdrehten kopfes verlassen, kann einen anderen ort einnehmen und der zeit entgehen, indem er sich in die seiten eines buches bindet. Zauberbücher, bücher die zaubersprüche enthalten, ha! Die bücher selbst sind magie, sind zauber und fluch und sie ergreifen von einem halbbewussten geist so leicht macht, wie ein sturm von staub. Siehst du jetzt, warum wir ihnen nicht gestatten frei zu sein, warum wir uns, und das heißt euch vor ihnen schützen müssen?

(c)venom&claw, meta4

grimstein langbart

Der findling wog 10 kilo und konnte doch nicht älter als ein paar tage sein. Ein richtiger brocken war das. Und so eine graue hautfarbe und gar nicht so zart wie säuglinge normalerweise sind. Am erstaunlichsten aber war der flaum auf seinen wangen. Drei tage alt und schon einen bart tragen, so was! Um den hals hing da ein kristall, ein bergkristall in einer kunstvollen fassung aus silber. Dies und das körbchen mit den weichen laken und der strampelanzug, mehr war da nicht bei dem plärrenden kind. Plärren sage ich, dabei hörte es sich eher an wie kiesrutsch oder steinschlag. Grimstein nannten sie ihn denn grimm war sein charakter und sein äußeres wie stein. Als der kleine zum ersten mal eine schmiede sah war er wie verzaubert und im feuer der esse leuchteten seine augen wie edelsteine. Sein bart war schon mit 10 jahren stattlich erwachsen und stellte sich in harten borsten auf wenn er erzürnte, was oft geschah. Als er ihn einmal scheren sollte schmerzte es einfach zu sehr, als dass er lust verspürt hätte es noch einmal zu versuchen. Zu guter letzt hörte der bengel mit zehn jahren ganz einfach auf zu wachsen. Jedenfalls in die höhe ging es nicht weiter. Aus dem jungen der jeden tag am amboß stand wurde ein kräftiger kerl, zäh, ausdauernd, trinkfest und unempfindlich für die hitze der schmiede…

Das lied vom langbart

Langbart
Grimstein
Nenn ihn klein
Und er wird
verstimmt sein

grimstein
langbart
zwergenheld
dem ein orkkopf
nachdem andern
vor die füße fällt

(c)venom&claw

king lonely

Fünfzehn jahre lang herrschte ranulf der erste als gerechter könig über sein volk. Die ersten fünf jahre waren die schwersten, vor allem weil es da noch kein volk gab. Danach aber füllte das nackte eiland sich zusehends mit siedlern, handwerkern, händlern und kriegern und schließlich erwählte sich der könig firald den gerechten zum hofmeister um sich in seinen amtsgeschäften unterstützen zu lassen. Zu dieser zeit wurde er eines mächtigen gegners gewahr. Grendel der blutige, riese und sohn der meerhexe brandschatzte und mordete wie es ihm gefiel und so zog ranulf aus, dem feind im kampf zu begegnen. Siegreich ließ er gnade vor recht ergehen und ernannte grendel zu seinem heermeister. Unter der fürsorglichen hand des königs und ob der weisen verteilung der ämter gedieh das reich und nur noch selten gedachte ranulf seiner herkunft und der unerbittlichkeit seines schicksals…

…ausgesetzt von der eigenen sippe, verstoßen, weil er die gewohnheit der nordmänner, anderen besitz und leben zu rauben für unrecht befand, ausgesetzt auf einem nackten felsen inmitten der weiten see, fernab von der heimat gundalun, fernab von allen gestaden. Fünfzehn jahre moos und meeresgetier, fünfzehn jahre ohne freund und weib, fünfzehn jahre im kerker des eigenen verstandes.

(c)venom&claw

nekrovore

du entblätterst dich. Zuerst legst du deine bluse ab. Darunter brüste im büstenhalter, durch den sich deine steifen nippel abzeichnen. du knöpfst deine hose auf und schwingst das becken während du sie über deine hüften nach unten schiebst und an deinen langen beinen hinabfallen lässt. du entblößt deine brüste und ziehst den slip aus, stehst da wie eva im garten. du greifst dir mit beiden händen in den nacken, ein schnitt mit scharfen nägeln, und streifst deine haut ab. Adern pulsieren in saftigem leben. Eins nach dem andern nimmst du deine organe und legst sie nieder. Das fleisch, die nieren, leber und magen. Eines nach dem andern. Als letztes das herz, das beinahe zu leuchten scheint in deiner knochenhand. du schnippst einmal mit den fingern und dein skelett zerfällt in seine einzelteile. Was übrig bleibt ist blankes nichts. Oh meine artischocke! Ich koche gern, mit leichenteilen. Ich bin necrovore. we are what we eat. Was also willst du sein? Gemüse, tier oder mensch?

(c)venom&claw

[***]

bewegung schien nicht möglich
das gewicht des eigenen körpers
hielt ihn starr mit dem rücken
an den boden gepresst
weicher boden von unbestimmter textur
mit harten kanten durchsetzt
an manchen stellen feucht
die schweren glieder eingesunken
der kopf mit dem grund wie verschmolzen
das bewusstsein hielt sich nur knapp über wasser
und besah sich die welt aus einer schrägen froschperspektive
gerüche waren da – seltsame unangenehme gerüche
die in der nase stachen
und denen sich nicht entziehen zu können
etwas von folter an sich hatte
etwas heißes brannte von oben auf das schutzlose gesicht
vielleicht feuer, oder die sonne, oder der zorn gottes
risse in der ausgetrockneten haut klafften
wie eine einladung an die zunft der aasfresser
sich in ihn hineinzuwühlen, ihn auszuhöhlen und gnädig
die leibeslast von der geschundenen seele zu nehmen
fliegen tanzten obskure zeichen in die luft
ganze schwärme, zu viele um den himmel dahinter
richtig sehen zu können
aber die hitze wich schließlich
und dunkel nahm zu da oben und ringsum
und verhalf dem gehör zu größerer bedeutung
der grund war nicht ruhig
dumpfe geräusche stiegen auf
auch der geruch nahm jetzt an besimmtheit zu
der geruch von verwesung
kälte umklammerte jetzt schon den körper
und stahl sich in die knochen
nur dass er nicht zittern konnte
der mund stand offen
und die kälte stieg zwischen den zähnen auf die zunge
und in die kehle hinab
ein geräusch von der seite
zog die aufmerksamkeit auf sich
etwas traf auf den grund und sank darin ein
etwas knackte, brach und dann etwas näher
wieder und wieder
schritte, die näher kamen ganz nah
und dann innehielten, direkt neben ihm
nichts war zu sehen, aber
die gegenwart war spürbar
zeit verging ohne das etwas geschah
dann beugte sich die gestalt über ihm herab
eine berührung warm
von der hand ging ein schwaches glühen aus
als funken von lebendigkeit übersprangen
und sich langsam auf der durchlöcherten brust ausbreiteten
bewusstsein schien aus dem kopf hinab zu sinken
angezogen von der energie
die sich ebenfalls abwärts bewegte
den nabel kreuzte
von dem verwaisten ort der kraft besitz ergriff
und wie eine welle sich in den unterleib stürzte
nun regte sich etwas
auf das archaische kommando hin
erwachte das programm
dass noch tief in den nerven an den wurzeln
der genetischen parameter bereit lag
er richtete sich auf wie ein treuer veteran
und empfing die umarmung des feuchten fleisches
kräfte sammelten sich
reserven aus den tiefen des leibes erwachten
und flossen aus allen gliedern zum zentrum hin
dem knotenpunnkt über dem der turm der hoffnung aufragte
sich in die quelle des lebens streckte
um die heimat zu erlangen
lust spross empor wie ein geysir
und schleuderte alles gold in die süße des vergessens
entleerte ihn ließ ihn aufgehen im nichts
das währte ein fragment der ewigkeit
dann kam ein kleiner wind auf
der einsamkeit mit sich führte
einsamkeit
mit traumartiger gewissheit
spürte das bewusstsein
die anwesenheit anderer
neben ihm
unter ihm
die leeren und starren blicke von hunderten
die mit ihm gestorben waren
und die nun lautlos über ihn
den ausgesaugten
und zweifach getöteten
lachten

[*** – liebe im massengrab]

(c)venom&claw