Im heim des grünen drachen

Zu asche zerfallen
Das gute leben
Hinterm horizont
Dem heim des grünen drachen
Erwachen erwachen
Die augen gelichtet
Lege hand an stab und schwert
Und richte den blick
Leere die schale
Nimm sicheren stand
Und tue den flammenschritt

(c) venom&claw

nachrichten von gestern

ist schon etwas älter, aber noch nicht verjährt:

BOTOX IN DER KRISE
Rezession macht Runzeln
Die Wirtschaftskrise erfasst das Geschäft mit der ewigen Jugend: Der Umsatz von Botox, dem US-Schönheitsmittel Nummer eins, ist dramatisch eingebrochen. Hersteller Allergan muss Mitarbeiter entlassen. Werden jetzt Krähenfüße Mode?“ (aus: spiegel-online, 19. feb 09)

dazu:

Krähenfüße hab ich mir tätowieren lassen. Aufgrund eines genetischen defekts, der seine wurzeln irgendwo in den regionen des ur-ur-ur-ur-ur meiner familie väterlicherseits hatte, sah ich mich in die peinliche lage versetzt, mit künstlichen mitteln dem nachhelfen zu müssen, was jedem normalsterblichen in die wiege gelegt ist. Tattoos, schminke, puder, applikationen aus latex mussten leisten, was allen anderen kostenlos zuviel. Ich habe ein vermögen dafür ausgegeben, bin pleite jetzt und hab noch eine ewigkeit vor mir. Ein defekt, oder ein segen, fragt ihr? Was, frage ich, soll das für ein segen sein, der mich von allen anderen trennt, mich so sehr von allen unterscheidet, dass man mich kaum noch zur selben art rechnen kann. Und dann dieser bescheuerte trend, diese idiotische mode! Noch vor kurzem, vor dieser weltwirtschaftskrise, lag ich, rein äusserlich, voll im trend, und jetzt? Tja, so spielt das schicksal

(preisfrage: was bin ich?)

(c)venom&claw

unser ausflug in den 18. stock

Das kleine mädchen war kein kleines mädchen mehr – hatte es doch liebeskummer, zum ersten mal in seinem leben. So heftig war der kummer, dass das kleine mädchen nicht mehr leben wollte, obgleich es vom leben noch nicht genügend wusste. Mama sah den schnitt am arm des mädchens, den tiefen ritz aus dem das jungfräuliche blut tropfte. Nicht, dass eine gefahr bestanden hätte, nein – es war ja nur ein schmerzensschrei und etwas zeit hätte diese wunde, wie die in ihrem herzen geschlossen. Doch mama war ausser sich, ihr standen die haare zu berge, ihr gesicht war gerötet, ihre augen blickten starr und sie nahm das kleine mädchen bei der hand, so dass es wehtat. An der anderen hand der mutter hing der kleine bruder des mädchens, der die ganze zeit über heulte mit hochrotem kopf, der rotz lief ihm aus der nase, der kleine wusste nicht wohin es ging. Das kleine mädchen auch nicht, obwohl es glaubte, mama würde es zu dem psychologen bringen, bei dem es schon öfters gesessen hatte, war etwas anders als sonst und als mama sagte, wir machen einen ausflug, war das kleine mädchen sehr verwirrt und hatte seinen kummer schon fast vergessen. Wohin gehen wir, mama? In den 18ten stock – wir machen einen ausflug in den 18ten stock, das mädchen verstand nicht, auch nicht, als sie die treppen des wohnblocks nach oben stiegen. Mutter zerrte ihre kinder hinter sich her wie zu schwere säcke voller müll. Als sie auf dem dach ins freie traten wehte ein wind sehr heftig und ließ ihre haare wirbeln. Mutter ging mit den kindern im schlepp bis an den rand und sagte, …einen ausflug in den 18ten stock, damit du dich endlich umbringen kannst und gab ihr einen stoß. Das kleine mädchen drehte sich in der luft und schaute nach oben wo mama und ihr kleiner bruder standen, der junge weiß im gesicht mit großen augen und offenem mund, die mutter mit versteinertem blick, dann setzte der fall ein und die welt und das leben stürzten mit dem kleinen mädchen in die finsternis.

(c) venom&claw

art of destruction

Bereit?
Bereit für deinen willen alles aufs spiel zu setzen?
Freundschaft sicherheit und den gesunden menschenverstand?
Zu riskieren dass es bricht?
Das alles anders wird?
Obwohl du nicht weißt was dabei rauskommt?
Obwohl du nicht weißt ob du danach noch leben kannst?
Bedingungslos?
Alles aufs spiel zu setzen?
Alles in den topf zu werfen?
Mit Feuer darunter?
Willkommen unter den dämonen!
Willkommen im pakt mit dem gehörnten!
Willkommen in der geborgten zeit!
Willkommen im reich des wahnsinns!
Willkommen im land der entschlossenheit!
Aus dem es kein entkommen gibt…
Keinen rückzug…
Keinen ausweg…
Kein weichen und kein krümmen gibt es hier!
Willkommen in der absoluten freiheit!

(c) venom&claw

türen schlagen

Türen schlagen
Lider schlagen
Herzen schlagen
Fäuste schlagen
beine treten
Hände beten
Häuser beben
Lungen ächzen
Balken ächzen
Knochen bersten
Herzen bersten
augen schwärzen
blut entrinnt

(c) venom&claw

die ausnahme

Es war einmal eine stadt, in der trugen alle eine maske, denn man hatte gehört, der tod sei auf den straßen und niemand wollte von ihm erkannt werden. Jeder trug eine maske, bis auf einen. Der war ein junger herr von der ruhigen art, der den kopf gesenkt hielt, als wäre er immerzu in gedanken und wenig bedacht auf das was ihn umgab. Wer diesen einen sah, drehte sich befremdet nach ihm um, doch er schien sich nicht daran zu stören, dass er der sitte nicht entsprach, ging gemessen seines weges und schien alle zeit der welt zu haben, wo alle anderen unstet gingen und geduckt, als ob ihre masken sie noch nicht genügend bewahrten. Und wie sie den einen sahen, der so anders war, da verabscheuten sie ihn und machten hinter seinem rücken zornige zeichen. Darin übten sie den schulterschluss und wenn sie ihm wieder begegneten, waren sie viele, die sich einig waren, dass man ihn nicht gewähren lassen dürfe, denn er würde den tod doch veranlassen innezuhalten und nicht weiterzugehen, wie sie alle hofften. Und als ihre empörung sich zur raserei erhob, da waren sie alle vereint und sie stellten ihn auf einem großen platz. Die ganze stadt war wohl versammelt und sie riefen ihn laut mit bösen namen. Er blieb stehen und schaute sich um, wie jemand, der nicht wusste, dass er den zorn des volkes geweckt hatte. Und als sie ihm mit wilden gesten drohten, lächelte er und sie konnten seine augen sehen, die ihnen ins herz stachen mit ihrer freundlichkeit, auch durch ihre masken hindurch. Da erkannte ein jeder seinen eigenen tod und starb auf der stelle.

(c) venom&claw

eorefan

Feuer tanzte auf der lanzenspitze, verlosch einmal beim durchdringen des körpers und noch einmal als der kadaver vom schaft rutschte und auf den boden sackte, schaute sich mit lodernden augen um, leuchtete die schatten aus, das unbehagen der verborgenen nicht beachtend, teilte sich. Die neue flamme sprang auf eine fichte, hinterließ kleinere ableger, als sie von ast zu ast aufstieg, setzte die krone in brand. Eorefan, der die lanze in händen hielt, ging weiter, verließ die hügelkuppe, ein weiteres fanal hinter sich, schritt den hang hinab und verschwand aus dem lichtkreis. Das kleine feuer hüpfte mit seinen schritten auf und ab auf dem weg durch das dunkle tal. Was sonst auch immer hier hauste, an erdwesen, kleinem feenvolk und minderen geistern, hielt sich in dieser nacht respektvoll zurück, wie kinder die dem reden der älteren lauschen, oder wie männer und frauen dem donner. Auf dem nächsten hügel saßen sie zu dritt, groß und auf eine art unförmig, dem eigenen schatten zugeneigt, fließend, die dem auge übelkeit bereitet. Ihr stöhnen umkreiste die hügelkuppe wie ein wachhund und wechselte in höhere tonlagen, als er sich näherte. Die drei hatten sich gerade erhoben, als er mit einem weiten schritt mitten unter sie trat und den ersten troll knapp unter dem warzigen kinn aufspießte, er duckte sich, um den hämmern der anderen zu entgehen, sprang und versetzte dem zweiten einen wuchtigen schlag auf den schädel, während die flamme sich dem dritten entgegenwarf und auf seiner nase tanzte um ihn abzulenken. Weitere schnelle schläge erschütterten den kopf des zweiten trolls bis er in die knie ging, beide tatzen auf die ohren gelegt und zeternd. Der dritte troll versuchte die flamme zu verscheuchen und bemerkte viel zu spät, dass sich die lanze direkt auf die stelle zwischen seinen augen zubewegte. Ein dumpfes krachen und splitter seiner stirn zerfetzten sein kleines gehirn. Die flamme kehrte auf die waffe zurück, die der krieger jetzt wie eine standarte hielt. Er schaute sich nach dem verbliebenen gegner um und schleuderte ihm die waffe auf seiner flucht hinterher, ging die paar schritte und zog den schaft aus dem niedergestreckten leichnam. Eine tanne. die nahebei stand nahm ein paar funken auf, die zu kleinen flammen wurden. Die herrschaft der trolle war seit mitsommer ungebrochen gewesen. Das große himmelsfeuer war geschwunden, tag um tag ein wenig mehr und würde sich nicht aus eigener kraft erholt haben. Aber nun leuchteten die feuer, auf einundzwanzig höhen, die das ganze land zwischen den fjorden umringten, erhellten mittwinter und verkündeten ein weiteres jahr.

(c) venom&claw

the empathist

Komm, trink grünen tee mit mir, ich erzähl’ dir eine geschichte aus der nachbarschaft. X – der typ hat hier ziemlichen wirbel gemacht. X ist jetzt 32 und sitzt in einer stahlkammer auf sedativen und spricht mit der wand. Ich würde sagen, die geschichte ist damit zu ende und das ist gut, weil sie damit immerhin überschaubar bleibt. Ich will ja nicht ewig erzählen. Also x ist von einer mädchengang so hart rangenommen worden, dass ihm danach mehrere zähne, ein hoden, ein auge und drei finger fehlten. Ein riß in der milz, gebrochene rippen, ein loch im kopf. Er war da 23 und danach hat er schon das zittern gekriegt, wenn er nur in die nähe einer frau kam. Ok, du denkst, der typ ist ganz übel gefickt, aber das ist noch nicht alles: stell dir vor, wie x durch die innenstadt geht. Sein eines auge ist ständig unterwegs und alle nase lang dreht er sich um. Sobald irgend eine frau anstalten macht, ihm zu nahe zu kommen, weicht er zur seite aus und wenn es eng wird, legt er einen zahn zu und spürt ein grausen auf der haut, wie wenn du einen horrorfilm guckst. Übrigens, alle frauen stimmt nicht ganz, irgendwo über fünfzig macht es ihm wohl nichts mehr aus, er kann auch seine mutter ertragen, egal – also x windet sich durch die fußgängerzone. Seine gedanken sind unklar, er kann sich nicht richtig konzentrieren. Er sieht den leuten in die augen, kurz nur, aber mit der zeit hat er es raus, nach einem blick eine vorstellung vom charakter seines gegenübers zu entwickeln, ob die jetzt stimmt, oder nicht, jedenfalls überkommen ihn ständig stimmungen und manchmal weiß er nicht mehr, ob er sich im park hinter einen busch verkriechen, schreiend nach hause rennen, oder dem nächsten passanten den schädel einschlagen will. Das zehrt natürlich an ihm. Er kommt endlich zu dem schluß, dass es gar nicht seine eigenen launen sind und auch nicht seine gedanken, die da dauernd über ihn herfallen, wie bissige köter. Kann schon sein, dass er komplett irre ist, aber es setzt sich richtig fest in seinem kopf, dass er nicht mehr herr seiner selbst ist, sondern ein spielzeug für fremde geister. Und das ist es: x ist mit dem fluch der empathie geschlagen, zumindest glaubt er das. Ihm fehlt irgendwie die soziale haut. Er ist Wie ein radio, das alle paar minuten neue frequenzen auffängt und eben spielen muß, was der äther hergibt. Und ganz ehrlich, das programm gefällt x überhaupt nicht: alle todsünden auf einem haufen. X war eigentlich ein ziemlich netter typ und hätte nie geglaubt, dass seine mitmenschen nicht besser sind, als eine horde triebgesteuerter teufel. Wie du dir denken kannst, zieht x den schwanz ein und geht einfach nicht mehr aus dem haus. Das ist logistisch erst mal ein problem, aber sein überlebenstrieb ist stark genug, dass er das auf die reihe bringt. Eine zeitlang geht alles gut. Gedankenstille, ruhe im gemüt, keine selbstmordgedanken mehr, alles easy – ok, du weißt, wie die story ausgeht, also muß irgendwas schiefgehen und das geht so: die einzige person, die x noch sieht ist seine mutter und die hat mir das ganze dann auch erzählt. Ist nicht dumm die dame und hat sich ein paar gedanken gemacht. Sie meinte zu mir: stell dir mal vor, mit so einem fluch leben zu müssen. Wie, stellst du dir vor, geht man damit um? Also ich denke, es gibt so unterschiedliche typen, aber letztlich fallen mir nur 3 arten ein, wie man damit umgehen kann. Erstens, du tanzt mit den wellen, wirst hin und her geworfen, wie das schicksal eben spielt und hoffst, das die flut dich nicht verschlingt. Zweitens, du stehst da wie ein fels in der brandung und versuchst, dich nicht beeinflussen zu lassen. Das geht vielleicht eine weile gut, aber am ende kriegt es dich doch. Das ist wie erosion – egal wie sehr du dich sperrst, mit der zeit zerbröselst du und wirst zu staub. Drittens, und ich finde das ziemlich nahe liegend, du hältst voll dagegen, schwimmst gegen den strom und verhältst dich wie ein tier, das sich bedroht fühlt. Ohne rücksicht, aus reinem überlebenstrieb beißt du einfach zu und schlägst wie wild um dich, lässt sie alle ihren eigenen hass spüren. Du bekämpfst feuer mit feuer. Und x? x hat alle drei arten durchgemacht. Zuhause bleiben ging eine weile gut, aber dann, weißt du, irgendwann komme ich ins haus rein und höre stimmen, ganz verschiedene. Erst eine frau die weint, dann ein kreischendes kind, einen brüllenden mann und so weiter. Mir war klar, das x keinen besuch hat und fernsehen kann es auch nicht sein. Ich finde x im bett und mir stehen die haare zu berge, als ich das sehe: er selbst gibt all diese stimmen von sich, wie ein radio, wo einer dran dreht – er ist vollkommen wahnsinnig, denke ich, aber das ist es nicht, nein, irgendwie hat sich der fluch verstärkt, die gedanken und gefühle kommen von draußen, durch geschlossene fenster und türen rein und… da bricht sie mitten im satz ab und in tränen aus. Na ja, den rest haben wir hier alle miterlebt. X will selbst zum sender werden, besorgt sich zwei kanonen und fängt direkt vor dem laden an auf die die leute zu schießen. Schreit dabei die ganze zeit: raus aus meinem kopf ihr schweine! Kann sein, das er ein schlechter schütze ist, vielleicht ist er aber auch nur zu aufgeregt, oder abgelenkt von der ganzen panik, die auf ihn losgeht, wie ein schwarm hornissen. Er erwischt zwei leute mit einem streifschuß, dann knallen ihn die bullen über den haufen. Ein loch in der lunge, aber das hat er überlebt und, na, das war’s. seitdem sitzt er im kuckucksnest. Natürlich hat ihm keiner von den docs geglaubt und ich frage mich, wie es ihm wohl geht? Im irrenhaus? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da viel gute gefühle und gedanken gibt. Hoffentlich sind die wände aus stahl dick genug.

(c) venom&claw