Geschwärztes glas

Es brauchte viel zeit, aufzutauchen, zu viel zeit, es war mühsam, all die schichten des unbewussten aufwärts erneut zu durchreisen, die er im laufe des schlafes hinabgestiegen war, und am ende war sich toads nicht sicher, ob er mit dem richtigen namen und dem richtigen gesicht aufgewacht war. „Mein kopf ist pelzig, innen drin“, dachte er, „alles bitzelt. Ich könnte ausgewechselt worden sein, gegen ein neues etwas und das gefühl kommt daher, dass die zellen meines körpers erst ein paar stunden alt sind.“ Schwaden sich auflösender episoden von traum, wie mit gas gefüllte luftballons, die sich losreißen und aufwärts fliehen. An gedankenfäden, die verblassen, möglichkeiten, die ir­gendwo vielleicht zu wirklichkeiten werden mochten, aber nicht hier in diesem kalten zimmer, in das die nacht bereits eingedrungen ist, wo sie vergessen sind, wo noch ein ganzer abend, eine nacht wartet, in der nichts geschehen wird, in der die sekunden träge, zäh wie schlacke fließen. Toads war al­lein mit einem kalten abendessen, abgestandenem bier in einem fast leeren raum. Bett, sofa, tisch, kleider im rucksack und ein fenster. Ohne licht anzumachen, stellte er sich davor, schaute auf die straße und rauchte dabei. Laternen, geparkte autos, regen, keine menschen. Er öffnete das fenster, um dem regen zuzuhören und versuchte, sich an etwas aus seinem traum zu erinnern. Aber da war nichts mehr. Es war alles fort, eine ganze welt, ganze welten waren einfach untergegangen, als er die augen aufschlug. Dabei war traum doch auch eine art von bewusstsein, und wenn er sich schon mit einem abfinden musste, dann wollte er eben wieder dorthin zurück. Wozu hatte er sich die mühe gemacht, hierher zurückzukehren? Warum bestand sein körper darauf, ihn aufzuwecken, als ob er hier etwas zu tun hätte, als ob er hier gebraucht wurde? Trinken und vergessen, das hatte gestern noch funktioniert, auch wenn er danach nicht gut schlafen konnte. Heute konnte er sich nach dem bier nur noch weniger leiden. Das war nichts für ihn. Lesen. Lesen war ein schwacher ersatz für einen traum. Er hatte ein paar bücher dabei, aber sie hielten ihn nicht, sagten ihm nichts. Jetzt jedenfalls nicht. Es gab andere drogen, er hatte keine, vertrug sie auch nicht. Er hatte etwas geld, könnte sich etwas gesellschaft und sogar billigen sex dafür kaufen, brachte aber die kraft dafür nicht auf und fürchtete sich vor dem anderen bewusstsein, das ihn betrachten würde, ihn zwingen, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Er fürchtete die nähe, obwohl er sie brauchte, obwohl er die wärme brauchte und das schlagende herz. Naheliegende möglichkeiten, aus dem haus zu gehen, irgendwo hin, wo leute waren, waren wertlos für ihn, er würde sich nur umso mehr wie ein fremder fühlen. Das ging so nicht. „Verfluchter idiot! Was tust du? Verreck doch, verrecke!“, fing er an, sich selbst zu beschimpfen. „Das ist eine unerträgliche situation, unerträglich, absolut unannehmbar, einfach unerträglich“, sagte er sich, nur um es einmal mehr gesagt zu haben, zum hunderttausendsten mal. „Und was geschieht jetzt?“

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VIR

„ihr name ist hua dee?“
„ja.“
„dann gehört das ihnen.“
dee blieb mit dem blick an dem gesicht des anderen hängen, bevor er hinab auf den gegenstand schaute, der ihm in die hände gelegt wurde. Die augen des mannes hatten etwas verblüffendes an sich. Der gegenstand: ein päckchen, in grauem papier, klein, leicht, ohne beschriftung.

der weiße raum

wir würden sie nur ungerne einfach so im weißen raum stehen lassen, so ohne charakteristika, darum hier ein paar zusätzliche beschreibungen von ort und zeit, farbe und form und allgemeiner stimmung, damit sie sich zuerst ein bild machen können, bevor die handlung wieder einsetzt.

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conan christ

born in battlehem
oder das fünfte evangelium

sein stiefvater war tischler und seine mutter eine hure, die es mit den göttern trieb. als sie mit ihm schwanger war, verloren die ihre lust an ihr und sie hatten kaum geld und machten sich darum auf den weg in ihre heimatstadt, um bei ihren eltern unterzukommen. noch unterwegs kamen die wehen und sie krochen in eine höhle, um die geburt abzuwarten. In der höhle allerdings lebte ein bär. Nur weil es winter war schlief der bär und sie versuchten ganz leise zu sein um ihn nicht aufzuwecken. als die wehen stärker wurden konnte sie aber nicht mehr an sich halten und schrie so laut, das der bär doch aufwachte. Sie flohen aus der höhle, den bär auf den fersen und gerieten mitten in eine schlacht, in die drei könige ihre heere führten und am himmel stand ein böser stern. Inmitten des schlachtens und mordens kam er auf die welt. er lebte fast dreißig jahre lang als dieb, als söldner und pirat von denen wenig bekannt ist, außer, dass er zu kämpfen lernte und war schließlich ein kraftstrotzender, aufbrausender mann geworden, der gerne bei den huren war, als er in die große stadt kam, die von einem fernen imperium beherrscht das ganze land regierte. Hier erschlug er priester in ihren tempeln und verwandelte wasser in blut und scharte um sich eine bande aus raufbolden und räubern, so dass sie ihn schließlich zum staatsfeind erklärten. Sie schleusten einen spion in seine bande ein, der über die monate von den unwahrscheinlichsten kraftakten und pöbeleien berichtete. Er war dreiunddreißig als der spion dafür sorgte, dass sie ihn fassten und vor den richter schleiften. Er wurde zum tode am kreuz verurteilt. auf dem weg zum schädelberg griff er sein kreuz am kurzen ende und drosch der imperialen garde die eingeweide aus den leibern. Hinterher ließ er den konsul und alle bürokraten der stadt pfählen und kreuzigen. Sklaven, Diebe und mörder und der ganze übrige pöbel folgten ihm in einem blutrausch, der bald das ganze land erfasste und schließlich sogar über das große meer und so brachte er am ende das imperium selbst ins wanken. Seine horde hatte große elefanten bei sich, mit denen sie die mauern der hauptstadt des reiches zerstörten. Zu guter letzt stand er dem imperator selbst gegenüber, schlug ihm das haupt vom kopf und krönte sich selbst zum könig der welt.

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