Es ist nur ein böser Traum, sagen sie. Nichts wovor man sich fürchten muss.
Ich ging an einem Sonnentag
Durch die Straßen meiner Stadt
Ging auf den Plätzen über Kopfstein,
Zwischen Menschen und in Parks,
Unter Bäumen voll mit Laub
Und überall war weißes Licht,
Doch auch noch etwas anderes.
Ich erinnere mich wie ich als Kind in einem Wald in der alten Heimat an einen tief gelegenen Ort geriet.
Tief in Wäldern ist ein dunkler Ort,
Eng umstanden von uralten Bäumen,
Ein Ort den jeder Träumer kennt,
Das Herz der ersten Finsternis,
Durch dessen Tor wir niemals treten,
Bis wir letzten Endes davor stehen
Und in des Todes kalte Leere gehen.
Nur ein Ort des Traums. Hier gibt es keine Realität. Und doch war ich dort, so tief in diesem Wald, dass kein Licht mehr mit mir ging. Einst waren alle Wälder tief genug, um diesen Ort zu bergen. Heute nicht mehr.
Die Gesichter glänzten hell,
Die Worte um mich ließen hoffen,
Dass alles heil und lebend sei,
Die Gespinste aus den Träumen
Nur Nebel aus dem Geiste seien,
Dass Leben wirklich Leben sei
Und stark wie grüne Triebe.
Doch der Schein der Sonne trügt. Die Stadt verrottet unter dem Putz, ihre Menschen verfaulen unter der Haut und das Blau des Himmels ist nur …
Ich kann jetzt die Maske sehen,
Nacht hat sich in den Tag gekleidet,
Wie ein Wolf im Schafspelz steckt.
Nur ist der Tag der Nacht zu klein,
Die im Innern ungebunden wächst,
Darum bricht sie aus den Nähten,
Du kannst sie in den Schatten sehen.
Sie bricht heraus wie schwarze Tiger aus Karton mit Schwefelaugen.
Die Nacht kleidet sich in alle Dinge,
Wenn auch form- und lichtlos schwarz,
So hat sie doch Gestalt und Macht
Im blauen Lichtgewand des Tages,
Das nur ein Tuch aus Träumen ist,
Vor Schatten und bösen Gesichtern,
Aus nichts als trügerischem Licht.
Wie kam ich aus dem Wald? Wie aus der Stadt heraus? Auch Städte haben tiefe Orte. Städte sind die großen Wälder geworden.
Noch einmal wiederhole ich:
In allen Dingen steckt die Nacht,
Aus allem Hellen bricht die Macht,
Die auch zwischen Sternen kauert,
Zum Sprung bereit wie Panther
Schwarz und schwarz und schwarz,
So tief und schwarz wie der Tod.
Es ist der Tod. Er ist es wirklich, jener Ort, der so finster in den Träumen liegt und wacht.
Drohung sickert durch die Ritzen,
Wie dunkles Blut aus toten Körpern,
Reichert meine kalten Träume an
Und bei Licht mein wildes Denken.
Hier ein Gesicht voll dunkler Gruben,
Dort ein Dickicht voll von Pein,
Ein hässlicher Gedanke am Himmel.
Die Stadt, der Wald, mein Traum, der Tag. Alles nur in meinem Kopf. Ein Hier in dem es keine Realität gibt. Es gibt nichts Schlimmeres als das!
(C) Tobias Reckermann, 2015