Etwas Fremdes lag dort auf der Lauer
wo die Zweige dicht
und die Sicht verdunkelt waren
Lag dort im Tordurchgang
etwas Fremdes im Versteck
Dort oben im Gebälk
Herunter spähend
Etwas Fremdes
Das die Nacht verschlang
Lag lauernd kauernd
Auf der Pirsch
Und wartete auf Dich
Unter Wasser
Mit den Nüstern nur
Zum Atmen oben
Schauend blickend
Wartend nur auf Dich
War etwas Fremdes
Jederzeit gewillt zu fressen
Was ihm in die Fänge kam
Das unachtsam und ohne Glück
Ihm in die Falle ginge
Das bluten schreien sterben kann
Es wartete auf Dich
Nur Dich
Der im Schatten heimwärts wankte
Und ohne Acht ihm in die Quere kam
Im aufgerissenen Rachen
In scharfen schweren Klauen
Um sein armes Leben kam
War etwas Fremdes
Das die Angst nur kannte
Niemand sonst
Der je davon gehört
Es je gesehen hatte
Keine Menschenseele
Nicht von dieser Welt es war
Von himmelweiter Sternentiefe
Abgrundtiefer Uferlosigkeit
War etwas Fremdes auf der Erde
Auf Planeten ungesehen
Ein Grauen ein Grimmen
Ein graues Etwas
Etwas Fremdes
Und Du in seinem Schlund
Hinterm zahnbewehrten Maul
Hinab und immer tiefer
Bis in Feuer Säure Schwefel
Und noch einmal tiefer
In die Nacht
Die ohne Sterne
Nur von Ruß und Rauch
Und rotem Dampf erfüllt
Wo du in letzten Qualen
Letzte allerletzte Hoffnung
Ohne Gnade jetzt verlierst
Du bist hier etwas Fremdes
Du bist etwas Fremdes
Das nichts hier je gesehen je gehört
Gegen das jetzt aller Hass sich rührt
Nur gegen Dich
Ist etwas Fremdes aufgestiegen
Und es Dich jetzt mit Hass berührt
Am Ende wie am Anfang
Etwas Fremdes auf der Lauer
In der Ecke Deiner Blicke
Ist es um Dich her
Und wieder wirst Du nun verschlungen
Es nimmt kein Ende
Etwas Fremdes liegt dort
Wo die Sicht verdunkelt
im Versteck herunter spähend
Und Du erkennst
In uferloser Nacht
Dich selbst nicht mehr
(C) Tobias Reckermann, 2015