Wenn wir einfach lange genug wachbleiben, nach mitternacht und vor dem morgengrauen, wer weiß, vielleicht geraten wir dann an einen anderen ort, in eine andere zeit, in ein zwischenreich, oder ein land neben der welt
(c) venom&claw
Wenn wir einfach lange genug wachbleiben, nach mitternacht und vor dem morgengrauen, wer weiß, vielleicht geraten wir dann an einen anderen ort, in eine andere zeit, in ein zwischenreich, oder ein land neben der welt
(c) venom&claw
Der könig war unter seiner krone wie erstarrt. Sie war aus kaltem stahl und an den zacken so scharf wie sein verstand
Er tanzte nicht mit den gästen, erhob nicht seine stimme und senkte nie den kopf, aus angst sie könnte ihm vom haupt fallen und das geräusch würde das tier aufwecken, dass zu seinen füßen an den thron gekettet war. Er wusste die bestie würde sich losreißen und alle im saal auffressen, ihn selbst wie jeden gast und diener.
(c) venom&claw
teil 1: Saidwar ein könig bricht auf
es will mir nicht recht gelingen einen anfang zu setzen. Sicher ist nur womit es , vielleicht vorläufig, endete.
Manche sagen, sie hätten ihn bereits des nachts durch gänge hüpfen und im mondlicht tanzen sehen als im hellen noch alles mit rechten dingen zuging. Leicht einzusehen, dass sie damit erst herausrückten, als die veränderung offen zu tage trat.
Der Einfachheit halber könnte ich schreiben: Alles begann mit der Botschaft vom Tode seines sohnes auf dem schlachtfeld. In stoischer ruhe hatte er sie hingenommen, ohne ein wort des entsetzens oder bedauerns. Wahr ist aber, dass diese reaktion dem Anschein seines Wesens ganz entsprach und dass auch weiter nichts geschah, was dem eindruck seiner ernsthaftigkeit und geistigen gesundheit widersprochen hätte. Hatte er doch immer schon mit fassung auf die schläge des schicksals geantwortet. War er doch ein mann des verstandes, nicht des herzens, von gerechter härte und niemals aufbrausend. Ging doch das wort von dem könig aus eisen im land.
was sollte man nun davon halten, dass saidwar ulna, unser ehrwürdiger könig, neckisch wurde, dass er den hohen damen die zunge herausstreckte und sich im handstand übte, dass er mehr zeit mit dem hofnarren verbrachte als mit seinen beratern und dass er schließlich seine krone dem narren und sich selbst im tausch die schellenkappe aufsetzte und als narr in die welt ging?
Du willst etwas über die ursprünge unserer ehrwürdigen institution erfahren?
Willst wissen, wie es kommt, dass wir die bücher hüten, sie hüten, wie gefangene? Warum wir bücher in reihen bannen, in sachgebiete, und sie alphabetisch auflisten, warum wir manche von ihnen in einzelhaft nehmen? Warum wir sie anketten, die schlimmsten von ihnen, warum wir sie nur ausgewählten besuchern zu lesen geben?
Was weißt du überhaupt über die natur der grimoire, was weißt du über die sprüche, die in ihnen aufgehoben sind?
So ein zauber, das ist nichts geringeres als der wirre gedanke eines hexers, eines also, der die macht besitzt, ob bewusst, oder unbewusst, hand an die texturen der dinge zu legen, die fingerspitzen unter die haut der materie zu schieben und wider aller ordnung und gewohnheit zu verändern, was uns als wirklichkeit begegnet. So ein zauber, nichts als ein gedanke, nichts weniger fürchterliches als ein gedanke kann das engstirnige rund eines verdrehten kopfes verlassen, kann einen anderen ort einnehmen und der zeit entgehen, indem er sich in die seiten eines buches bindet. Zauberbücher, bücher die zaubersprüche enthalten, ha! Die bücher selbst sind magie, sind zauber und fluch und sie ergreifen von einem halbbewussten geist so leicht macht, wie ein sturm von staub. Siehst du jetzt, warum wir ihnen nicht gestatten frei zu sein, warum wir uns, und das heißt euch vor ihnen schützen müssen?
(c)venom&claw, meta4
Der findling wog 10 kilo und konnte doch nicht älter als ein paar tage sein. Ein richtiger brocken war das. Und so eine graue hautfarbe und gar nicht so zart wie säuglinge normalerweise sind. Am erstaunlichsten aber war der flaum auf seinen wangen. Drei tage alt und schon einen bart tragen, so was! Um den hals hing da ein kristall, ein bergkristall in einer kunstvollen fassung aus silber. Dies und das körbchen mit den weichen laken und der strampelanzug, mehr war da nicht bei dem plärrenden kind. Plärren sage ich, dabei hörte es sich eher an wie kiesrutsch oder steinschlag. Grimstein nannten sie ihn denn grimm war sein charakter und sein äußeres wie stein. Als der kleine zum ersten mal eine schmiede sah war er wie verzaubert und im feuer der esse leuchteten seine augen wie edelsteine. Sein bart war schon mit 10 jahren stattlich erwachsen und stellte sich in harten borsten auf wenn er erzürnte, was oft geschah. Als er ihn einmal scheren sollte schmerzte es einfach zu sehr, als dass er lust verspürt hätte es noch einmal zu versuchen. Zu guter letzt hörte der bengel mit zehn jahren ganz einfach auf zu wachsen. Jedenfalls in die höhe ging es nicht weiter. Aus dem jungen der jeden tag am amboß stand wurde ein kräftiger kerl, zäh, ausdauernd, trinkfest und unempfindlich für die hitze der schmiede…
Das lied vom langbart
Langbart
Grimstein
Nenn ihn klein
Und er wird
verstimmt sein
grimstein
langbart
zwergenheld
dem ein orkkopf
nachdem andern
vor die füße fällt
(c)venom&claw
Fünfzehn jahre lang herrschte ranulf der erste als gerechter könig über sein volk. Die ersten fünf jahre waren die schwersten, vor allem weil es da noch kein volk gab. Danach aber füllte das nackte eiland sich zusehends mit siedlern, handwerkern, händlern und kriegern und schließlich erwählte sich der könig firald den gerechten zum hofmeister um sich in seinen amtsgeschäften unterstützen zu lassen. Zu dieser zeit wurde er eines mächtigen gegners gewahr. Grendel der blutige, riese und sohn der meerhexe brandschatzte und mordete wie es ihm gefiel und so zog ranulf aus, dem feind im kampf zu begegnen. Siegreich ließ er gnade vor recht ergehen und ernannte grendel zu seinem heermeister. Unter der fürsorglichen hand des königs und ob der weisen verteilung der ämter gedieh das reich und nur noch selten gedachte ranulf seiner herkunft und der unerbittlichkeit seines schicksals…
…ausgesetzt von der eigenen sippe, verstoßen, weil er die gewohnheit der nordmänner, anderen besitz und leben zu rauben für unrecht befand, ausgesetzt auf einem nackten felsen inmitten der weiten see, fernab von der heimat gundalun, fernab von allen gestaden. Fünfzehn jahre moos und meeresgetier, fünfzehn jahre ohne freund und weib, fünfzehn jahre im kerker des eigenen verstandes.
(c)venom&claw
du entblätterst dich. Zuerst legst du deine bluse ab. Darunter brüste im büstenhalter, durch den sich deine steifen nippel abzeichnen. du knöpfst deine hose auf und schwingst das becken während du sie über deine hüften nach unten schiebst und an deinen langen beinen hinabfallen lässt. du entblößt deine brüste und ziehst den slip aus, stehst da wie eva im garten. du greifst dir mit beiden händen in den nacken, ein schnitt mit scharfen nägeln, und streifst deine haut ab. Adern pulsieren in saftigem leben. Eins nach dem andern nimmst du deine organe und legst sie nieder. Das fleisch, die nieren, leber und magen. Eines nach dem andern. Als letztes das herz, das beinahe zu leuchten scheint in deiner knochenhand. du schnippst einmal mit den fingern und dein skelett zerfällt in seine einzelteile. Was übrig bleibt ist blankes nichts. Oh meine artischocke! Ich koche gern, mit leichenteilen. Ich bin necrovore. we are what we eat. Was also willst du sein? Gemüse, tier oder mensch?
(c)venom&claw
bewegung schien nicht möglich
das gewicht des eigenen körpers
hielt ihn starr mit dem rücken
an den boden gepresst
weicher boden von unbestimmter textur
mit harten kanten durchsetzt
an manchen stellen feucht
die schweren glieder eingesunken
der kopf mit dem grund wie verschmolzen
das bewusstsein hielt sich nur knapp über wasser
und besah sich die welt aus einer schrägen froschperspektive
gerüche waren da seltsame unangenehme gerüche
die in der nase stachen
und denen sich nicht entziehen zu können
etwas von folter an sich hatte
etwas heißes brannte von oben auf das schutzlose gesicht
vielleicht feuer, oder die sonne, oder der zorn gottes
risse in der ausgetrockneten haut klafften
wie eine einladung an die zunft der aasfresser
sich in ihn hineinzuwühlen, ihn auszuhöhlen und gnädig
die leibeslast von der geschundenen seele zu nehmen
fliegen tanzten obskure zeichen in die luft
ganze schwärme, zu viele um den himmel dahinter
richtig sehen zu können
aber die hitze wich schließlich
und dunkel nahm zu da oben und ringsum
und verhalf dem gehör zu größerer bedeutung
der grund war nicht ruhig
dumpfe geräusche stiegen auf
auch der geruch nahm jetzt an besimmtheit zu
der geruch von verwesung
kälte umklammerte jetzt schon den körper
und stahl sich in die knochen
nur dass er nicht zittern konnte
der mund stand offen
und die kälte stieg zwischen den zähnen auf die zunge
und in die kehle hinab
ein geräusch von der seite
zog die aufmerksamkeit auf sich
etwas traf auf den grund und sank darin ein
etwas knackte, brach und dann etwas näher
wieder und wieder
schritte, die näher kamen ganz nah
und dann innehielten, direkt neben ihm
nichts war zu sehen, aber
die gegenwart war spürbar
zeit verging ohne das etwas geschah
dann beugte sich die gestalt über ihm herab
eine berührung warm
von der hand ging ein schwaches glühen aus
als funken von lebendigkeit übersprangen
und sich langsam auf der durchlöcherten brust ausbreiteten
bewusstsein schien aus dem kopf hinab zu sinken
angezogen von der energie
die sich ebenfalls abwärts bewegte
den nabel kreuzte
von dem verwaisten ort der kraft besitz ergriff
und wie eine welle sich in den unterleib stürzte
nun regte sich etwas
auf das archaische kommando hin
erwachte das programm
dass noch tief in den nerven an den wurzeln
der genetischen parameter bereit lag
er richtete sich auf wie ein treuer veteran
und empfing die umarmung des feuchten fleisches
kräfte sammelten sich
reserven aus den tiefen des leibes erwachten
und flossen aus allen gliedern zum zentrum hin
dem knotenpunnkt über dem der turm der hoffnung aufragte
sich in die quelle des lebens streckte
um die heimat zu erlangen
lust spross empor wie ein geysir
und schleuderte alles gold in die süße des vergessens
entleerte ihn ließ ihn aufgehen im nichts
das währte ein fragment der ewigkeit
dann kam ein kleiner wind auf
der einsamkeit mit sich führte
einsamkeit
mit traumartiger gewissheit
spürte das bewusstsein
die anwesenheit anderer
neben ihm
unter ihm
die leeren und starren blicke von hunderten
die mit ihm gestorben waren
und die nun lautlos über ihn
den ausgesaugten
und zweifach getöteten
lachten
[*** – liebe im massengrab]
(c)venom&claw
Schon den ganzen tag über hatte er es gefühlt, in seinen knochen, in seinem kopf. Sie würde kommen! Vor aufregung aß er nichts, vergaß es einfach und wirkte abwesend auf alle, die zu ihm sprachen. Er wappnete sich, ging alle formeln durch, die ihm zu gebote standen, erinnerte sich an jede niederlage, an jede schmähung und schwor sich, diesmal den sieg zu erringen. Mitten in der nacht war es endlich soweit. Sie kam und verdeckte den mond und eine weite fläche des himmels um ihn herum. Eiligen schrittes erklomm garmander den staubigen berghang unweit seines hauses und stimmte, auf der höhe angekommen, den ersten der gesänge an.
Am nächsten morgen sahen ihn die menschen seines dorfes dort stehen, als würde er sich an einem vom himmel herabhängenden seil festhalten und sein ganzes gewicht einsetzen um nicht fortgezogen zu werden. Das andere ende des unsichtbaren taus musste an der riesenhaften wolke befestigt sein, die über dem tal auf der anderen seite des berges hing. Wasser! Schoss es allen durch den sinn. Diese wolke war die antwort auf alle gebete des frühlings, der mit sengender hitze, die einem hochsommer hätte eigen sein sollen, auf den gemütern der landleute lag. Freilich waren daran die bewohner des nachbartals schuld, oder vielmehr erblon, ihr Wettermacher, der es vermocht hatte, jede wolke und jeden nebelstreif jenseits des berges zu ziehen. So wünschten sie alle ihrem magus erfolg und beriefen auch das lob all ihrer ahnen auf ihn herab.
Als sich seine haltung auch am übernächsten tag nicht veränderte, er nur noch weiter, wie durch erschöpfung in die knie ging und als auch die wolke nach so ungewöhnlich langer zeit sich nicht in regen aufgelöst, aber auch nicht bewegt hatte, stattdessen nur größer und dunkler geworden war, sank allen der mut. Eine fette ernte war denen dort drüben in diesem jahr sicher, denn erblon war eindeutig stärker als garmander. Sicher würde der alte mann dort auf dem berg eher verhungern bevor er nachgab aufgab, aber was nutzte das schon irgendwem.
garmander hatte all sein können eingesetzt. Die kraft seines mehr als fünfzig winter zählenden leibes, den gesang der fünf winde, sein wissen darüber, welche praktiken sein ehemaliger schüler gegen ihn anwenden konnte, jeden konterspruch über den er verfügte. Alles das reichte nicht aus und ein furchtbarer zorn ergriff von ihm besitz. Die wolke war weiter gewachsen und bedeckte nun das ganze tal auf das er schaute. Sie verdichtete sich auch immer mehr, bis ihm gleichsam ein felsen schier unglaublicher größe am himmel zu hängen schien. All sein denken, wollen und fühlen darauf gerichtet schien es ihm beinahe, er selbst sei nichts anderes als diese wolke, er selbst hinge dort wie das schicksal. Als er schließlich merkte, wie ihn seine kräfte verließen, bäumte er sich innerlich auf wie die woge im angesicht des strandes an dem sie zerbrechen muß. ein Blitz von blendender helle schoss herab in erblons tal, donner schlug zu wie ein erdbeben und ließ das land erzittern. ein regen wie eine flut, unermessliche wassermengen ergossen sich in das tal seines feindes, rissen häuser, ställe, menschen und vieh mit sich, spülten alles leben in einem einzigen strom die hänge hinab.
(c)venom&claw
Mein freund der untote
Lächelt immer
Zwischen Schiefen zähnen
Aus denen maden schaun
Die selbst schon untot sind
Und in sich viren tragen
Die nie lebendig waren
Es aber gerne wären
Und daher eine petition
Vorbereiten, die sie
Bei gott einreichen wollen
Mein freund der untote
Hat keine ahnung von
All dem untoten leben
Das in ihm west
Und fragt sich noch nicht
Einmal, warum
Sein körpergewicht immer
Weiter abnimmt, wo
Die ganzen löcher herkommen
Zwischen den rippen, den
Kiefern, der elle, der speiche
Und wo sein schwanz
geblieben ist. Nein er
lächelt immer noch
zwischen schiefen zähnen
genau wie in dem moment
als er das letzte mal an
einer tür klingelte um
den umsatz seiner firma
zu erhöhen, an meiner
tür, um die erlösung
zu verkaufen
als er vor mir stand
und ich ihm die
zusammengerollte morgenzeitung
ins herz gerammt habe
wie stur kann man
eigentlich sein?
Lächelt einfach immer weiter
Zwischen schiefen zähnen
Mit der erlösung in der hand
In meinem kleiderschrank
Der vertrag den er geschlossen hat
Geht wohl über den tod hinaus
(c)venom&claw