Es beginnt damit, dass eine Söldnerarmee in den Dienst eines Reichs des Bösen tritt. Unser Erzähler ist der Chronist dieser Schar, der Black Company, und er führt uns im ersten Roman der Reihe episodenweise von einer Mission zur nächsten, die die Söldner für die dunkle Herrscherin, die „Lady“, durchführen.
Die Stimmung prägen der lakonische Soldatenton und das regelmäßige Warten bei Kartenspielen, das von immer wieder explosionsartig drein hauender Action unterbrochen wird. Die Magier der Truppe, selbst alles andere als vertrauenswürdige Gestalten, entwickeln bald ein Gespür für die Fehden, die zwischen den Hauptleuten des Imperiums ausgefochten werden. Diese sind allesamt zauberkundige Wesen, die längst, vor Jahrtausenden, alle Menschlichkeit aufgegeben und sich allein dem Kampf um Macht verschworen haben. Die Söldner geraten zwischen ihre Fronten, allmählich, über viele Episoden hinweg, entwickeln sich Plot-Stränge, die erst zum Ende des ersten Romans hin in Richtung einer größeren, umfassenderen Handlung deuten, einer Story, die sich im Fortgang der Serie immer mehr zu einer Woge der Gewaltsamkeit aufbaut und deren Erzähler konsequent von Buch zu Buch wechseln.
Die Armee wechselt die Seiten, kämpft gegen das Reich der Lady. Der dritte Roman begibt sich auf Abwege, ist eigentlich ein Spin-Off, der vierte kehrt zur Armee zurück, die jetzt auf dem Weg nach Süden ist, um ihren eigenen, in Vergessenheit geratenen Ursprung zu finden. Es wird mehr und mehr episch und immer sind die Schurken nicht totzukriegen, kehren wieder und wieder, bis zum Verrücktwerden.
Überwiegend wird die Erzählung von Militärischem bestimmt. Die Schar wächst zur Großmacht heran und schwindet wieder zur Handvoll, kehrt endlich den Spieß um und führt Kampagne nach Kampagne gegen die uralten Mächte. Loyalitäten wechseln wie Winde und selbst aus den wirklich Bösen können Alliierte und irgendwie beinahe Gute werden. Wenigstens ein oder zwei von ihnen entdecken sogar ihre totgeglaubte Menschlichkeit wieder. Größere Horizonte tun sich dabei von Buch zu Buch auf, diese eine Welt ist nicht die einzige, die Bestimmung der Black Company selbst ist in keiner Weise eindimensional.
Zitat: “With the Black Company series Glen Cook single-handedly changed the face of fantasy – something a lot of people didn’t notice and maybe still don’t. He brought the story down to a human level, dispensing with the cliché archetypes of princes, kings, and evil sorcerers. Reading his stuff was like reading Vietnam War fiction on peyote.” – Steven Erikson
Glen Cook schrieb schon in den Siebzigern Fantasy (Dread Empire), legt seit 2005 eine neue Fantasy-Reihe vor (Instrumentalities of the Night), veröffentlichte außerdem zwei SF-Reihen (Starfishers und Darkwar), sowie sieben Einzelromane und die mit neun von vierzehn Bänden auch ins Deutsche übersetzte Reihe Die Rätsel von Karenta (orig. Garrett P.I.), eine humoristische Urban Fantasy mit einem Noire-mäßigen Privatdetektiv als Hauptfigur. Sein Werk durchzieht eine außerordentlich pragmatische Herangehensweise an das Phantastische, an Magie und an übernatürliche Wesenheiten und Götter. In seinen drei epischen Fantasy-Reihen sind letztere immer das Ziel im Sinne von „schieß darauf, bevor es Dich niedermacht“.
Für mein Empfinden ist The Black Company so etwas wie der Italo-Western der Fantasy. Helden gibt es hier wirklich nicht, nur Söldner, die nicht anders können als zu handeln, wenn die Welt durch das Wirken magischer Großmächte unterzugehen droht. Das hier ist nicht der Herr der Ringe oder irgendeine Fantasy-Trilogie mit zögerlichen Protagonisten, das hier ist der pure Ernst, der pure Wahnsinn der Magie, der pure Spaß am Phantastischen.
Es gab einen Ansatz, die Reihe ins Deutsche zu übersetzen, unter dem Titel Die Schwarze Schar wurden 1999 die drei Bücher der ursprünglichen Reihe The Books of the North bei Blanvalet herausgegeben. Dann kam nichts mehr. Zum Glück hat sich nun ein kleinerer Verlag für Rollenspiele, Spielebücher und phantastische Literatur daran begeben, uns über die weiteren Feldzüge der Black Company zu unterrichten. Bei Mantikore sind seit 2016 bereits drei Bände erschienen, ich wünsche dem Verlag und uns allen das Glück, bis zum Ende durchzuhalten. Denn ohne Glen Cook wäre Military Fantasy nicht was sie ist, wäre Steven Eriksons Opus Magnum Das Spiel der Götter wohl nicht was es ist, wäre schließlich Grimdark, wie wir heute das Genre erwachsener, grimmiger, realistischer und doch phantastischer Fantasy nennen, nicht was es ist. Cook legte hier die ersten Steine eines Pfads, der heute mit Joe Abercromby, Anthony Ryan, Mark Lawrence, Luke Scull, Sam Sykes u.v.a. in eine der Zukünfte der epischen Fantasy führt.
Möglich, denn diese Nachricht geht gerade um, ist, dass uns The Black Company demnächst als TV-Serie präsentiert wird. Wird nun Das Lied von Eis und Feuer, bzw. die TV-Serie The Game of Thrones für finster und in ihrem Umgang mit den Protagonisten gnadenlos erklärt, könnte sie darin mit einer Verfilmung des Werks von Glen Cook noch deutlich übertroffen werden.
Mehr als darauf werde ich mich freuen, wenn Cook seine Ankündigung wahr macht, trotz einem schon sehr befriedigenden Abschluss der Romanwelt noch zwei weitere Bände schreiben zu wollen. Glen Cook, der nie hauptberuflich Schriftsteller war, ist seit einigen Jahren in Rente, die Black Company darf er für mich nur zu gerne aus dem Ruhestand zurückkehren lassen.
The Black Company 1 – Seelenfänger (Manticore, 2016) / Originalveröffentlichung: The Black Company (TOR Fantasy, 1984.)
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