eine der ersten storys aus venom&claw’s feder, jahre alt und mehr so der versuch eines märchens:
Prinz dorn
Eine fremde, das war sie überall gewesen. Sie hatte hier und da eine zeitlang gelebt, sich aber niemals heimisch gefühlt. Die meiste zeit verbrachte sie auf den straßen der welt und auf der suche nach etwas bleibendem, etwas, dass sie zu halten vermochte.
So ging sie eines tages durch einen tiefen wald, gelangte im schein der mittagssonne an eine lichtung und ruhte sich etwas aus. Dabei verfiel sie in einen seltenen zustand, irgendwo zwischen traum und wachsein, und darin erschien die gestalt eines mannes, der ihr mit einem blick ins herz sah. Wieder bei sinnen erschrak sie, schaute sich um, nirgendwo war der mann zu sehen, doch die liebe die sie empfand war echt und ließ sie keine ruhe mehr finden.
Einige zeit durchstreifte sie das weglose waldland, bis sie auf eine kleine ansiedlung stieß. Dort traf sie auf freundliche menschen, die sie für die nacht aufnahmen und ihr essen gaben, sie nach ihrer geschichte befragten und ihr schließlich auf ihre drängenden fragen nach dem urspung der vision die sie im wald gehabt hatte auskunft gaben. Sie befand sich im lande dorn. Ein ehemals glückliches reich, in dem vor vielen jahren ein mann geboren worden war den sie agathon nannten. Der war von schöner gestalt und freundlicher, verständiger art, ganz ein prinz und doch nicht der prinz dieses landes. Prinz dorn, der gerade die nachfolge seines vaters antreten sollte, ließ diesen mann, den alle liebten, der für seine lebendigen geschichten und seinen weisen rat bekannt war, wohl aus neugier an seinen hof kommen. Als sie sich einander gegenüberstanden erfasste den prinzen ein unerbittlicher zorn. Solche schönheit und güte durfte nicht neben ihm bestehen. Er ließ agathon in den kerker schaffen und hernach wurde der hof des königs ein verfluchter ort, an dem schattenwesen hausten, auf den wehrgängen und im angrenzenden wald patroullierten. Die menschen aber erfasste die trauer um agathon und da sein weiteres schicksal nicht bekannt war, nahm die trauer kein ende.
Am nächsten tag begab sie sich auf direktem wege zum königshof. Drei tage weit sollte sie gehen, nach norden und viel glück hatten sie ihr gewünscht und dabei geweint weil ihr entschluss fest war und sie sie verloren glaubten. Am ersten tag erreichte sie noch den fuß des gebirges auf dem die königsfeste lag und schlief unter freiem himmel, voller zuversicht und freude. Am nächsten tag fühlte sie, dass jemand sie beobachtete und bekam es mit der angst zu tun, so dass sie in dieser nacht kein auge zutat. Da erschienen ihr, dort wo sich die schatten der nacht mit denen die ihr lagerfeuer warf trafen, albgestalten und höhnische fratzen, die ihr ein blutiges schicksal verkündeten. Am dritten tag wurden das land und der wald um sie her bedrohlich und düster. Als sie schließlich in noch weiter ferne die burg erblickte, fand sie sich plötzlich von den kreaturen umringt die sie in der nacht in den schatten gesehen hatte. Mit gebleckten zähnen und scharfen klauen, stumm griffen sie an. Sie zauderte nicht und streckte einige mit tritten und hieben nieder. Sie steckte noch ein paar schrammen ein, dann ließen die wesen von ihr ab und sogleich setzte sie ihren weg fort. Als sie die burg erreichte, vor den hohen, festen mauern stand und dem eisernen tor, erkannte sie, dass beides von einer mächtigen schwarzen ranke überwuchert war. Sie ging näher heran und da sah sie dornen von erschreckender größe und eiserner farbe sich regen, nach ihr greifen und da wurde ihr klar, dass ihre niederlage besiegelt war. Wie sollte sie an diesem wächter vorbei in die burg gelangen? Als sie in ihrer verzweiflung sich vor dem tor in den staub warf erschien auf den zinnen eine hochgewachsene gestalt in schwarzer rüstung und gehörntem helm. Auf und abschreitend begann der ritter sie zu verhöhnen und eine lügnerin zu schimpfen. Sei ihre liebe so groß? Dann packe sie sich fort. Den wahrhaft liebenden könne nichts halten, sie aber verzagte und sei die liebe nicht wert und wenn sie nicht sogleich verschwände wolle er, prinz dorn persönlich sie mit einer dornenranke auspeitschen. Da stahl sie sich fort, kauerte sich im wald unter eine tanne und weinte bis sie vor erschöpfung einschlief. Im traum erschien ihr agathon. schweigend saß er neben ihr und hielt ihre hand und ihre tränen und die seinen flossen an ihren vereinten wangen herab. so hielten sie abschied von einander. Als sie am nächsten tag erwachte wollte sie schon ins tal hinabsteigen, als sie einen neuen entschluss fasste. Sie eilte zurück zur festung und hieb ohne zögern mit einem knüppel auf die ranken ein. Sogleich kamen schatten herbei und die schlacht begann, doch In ihrem gerechten zorn konnte kein feind vor ihr bestehen. Sie vernichtete sie alle und danach konnten auch die dornen sie nicht mehr hindern. Sie riss die ranke von mauern und tor und dieses öffnete sich von selbst und ließ sie ein in die burg. Der hof war verlassen, nichts regte sich und auch prinz dorn ließ sich nirgends sehen. Sie betrat die große halle und fand bald dein eingang zu den kellern. In tiefster tiefe schließlich erreichte sie den kerker, und er war leer. Aufs neue überkamen sie zweifel, doch kämpfte sie sie nieder und stieg wütend wieder hinauf, zurück in die halle und von dort noch weiter hinauf und bis in die gemächer des prinzen, denn den wollte sie nun zur rechenschaft ziehen. Doch fand sie ihn gänzlich erstarrt auf seiner bettstatt liegend. Leblos nicht, aber reglos in seiner schwarzen rüstung die vor alter rissig war und mit über der brust gefalteten händen. Vorsichtig ging sie heran und hob den knüppel, zum schlag bereit. Da schaute sie in sein gesicht und sah seine geöffneten, unbewegten augen und, erkannte ihn. Es war agathon der da lag, der mann den sie liebte. Sie ließ die waffe sinken und folgte ihrem herzen, beugte sich über den erstarrten und küsste ihn in tiefer liebe auf den mund. der prinz erwachte und sah sie an. ein warmes lächeln belebte sein gesicht, er erkannte sie und schloss sie in seine arme.
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