blut brennt

eines nachts In den tagen der verbannung erwachte Sie und sah ein zeichen des krieges in den gestirnen hinter dem fenster, bei ihrem bett. Friede geht über leichen. Sie lag auf dem rücken und betastete die narben auf ihrem bauch. Ihre stadt war geplündert, ihre familie und ihre freunde waren verbrannt. Nun war es zeit, sich für die rache zu rüsten. Kathara bey schlug das laken zurück und erhob sich. Das mondlicht ließ die mystischen zeichen auf ihrer haut aufleuchten. Sie kämmte ihr schwarzes haar und band es zurück, setzte zwei spangen ein, die mit schutzzaubern belegt waren. Zuerst legte sie stiefel an, die über ihren knien in stulpen ausfielen und mit silberfäden bestickt waren, runen für schnelligkeit und sprungraft. Dann den gehrock aus dunklem echsenleder, in den symbole gebrannt waren, die ihr stärke und weiteren schutz verliehen. Zwei ritualdolche auf der innenseite, gebogen wie die sichel des mondes, aus gefaltetem stahl. Jeder faltung war ein gesang eingebunden, der ihr den beistand von geistern sicherte. Der gürtel aus der zunge eines drachens legte sich eng um ihre taille und verstärkte ihre wirbelsäule zur biegsamkeit einer schlange. Kathara ging zu dem giftschrank und nahm mehrere dosen und flakons heraus, pulver und elixiere, die rauch erzeugen und feinde in verwirrung stürzen konnten. Ein säckchen aus samt enthielt drei steine, die sie in ohren und zunge einsetzte, geschärfte sinne und die macht, mit der stimme zu schneiden. Einem kästchen entnahm sie ein kraut, das bei neumond in einem sumpf geerntet worden war, setzte sich auf knien vor das kohlebecken, blies in die glut, bis sie rot aufglomm und streute das kraut darüber, senkte dann den kopf über den blauen rauch und wartete, bis er sich in ihrem haar niederließ. Der duft würde jeden feind davon überzeugen, dass sie keine gefahr darstellte, bis es zu spät war. Auf dem tisch, zwischen kerzen, lagen schriftrollen, verträge, die sie mit dämonen geschlossen hatte und ein buch, berstend vor macht. Sie legte alle in eine tasche aus gestärktem leinen, die sie sich über die schulter hängte. Das schwert, über und über in der gehörnten sprache beschriftet, in seiner roten lederscheide band sie sich auf den rücken. Es war mit so vielen zaubern besprochen, wie ihre kenntnisse es erlaubten. Sie goss wasser in einen goldenen pokal und hielt die hände darüber, sprach worte in drei älteren sprachen darüber und trank dann in einem zug den gesteigerten geist. Kathara durchquerte den raum unter dem spitzen bogen, bis zu dem offenstehenden fenster und blickte auf die stadt hinab, die in ihrem unschuldigen schlaf dalag. Sie spreizte die finger und verschob das bild, bis vor ihr die ruinen ihrer heimat erschienen, zwischen denen die lager des eroberers lagen. Sie schritt zur tür, öffnete sie und trat in den späten abend hinaus. Eine rote sonne über dem horizont verkündete katharas botschaft an ihre feinde: blut brennt!

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Hellfire activists

schallendes gelächter erhob sich über die ebene der toten. Schädel rollten in kleinen kaskaden von den haufen herab, zu denen die skelette der zahllosen aufgetürmt waren und wurden von schweren stiefeln zu bruchstücken zertreten, aus denen kundige den hergang der schlacht, des gemetzels hätten lesen können. Das gelächter verstummte, waberte nur für eine kurze weile noch als echo zwischen den hängen zu seiten des felds hin und her. Die gruppe von zwanzig, in feuerroten röcken fand sich im zentrum des knochenmeeres zusammen, wo einer von ihnen eine langstielige fackel aufgepflanzt hatte, deren flackernder schein unruhige schatten in den kreis warf. Unter rußschwarzem himmel, von dem vereinzelt zornige sterne herabstierten. Die männer und frauen bildeten einen kreis um den einen in ihrer mitte, entschlossen grimmige gesichter ihm zugewandt und seine worte hallten weit:
„gefunden! und in besitz genommen, im namen unserer herren! der dies blutbad gebar wird uns gehorchen! Sammelt knochen, so viele ihr tragen könnt. Packt sie in säcke, schnürt sie fest zu. Noch ehe der kalte stern über dem horizont aufgeht werden wir fort sein mit dem preis in unseren händen.“ die versammelten kamen diesen worten ohne zögern nach und fingen an, gebeine aufzulesen. Und noch ehe der kalte stern sich zeigte, waren sie wieder fort und war die ebene wieder still und verlassen.

„Und was ist dann geschehen?“
„Dann? Dann brach die hölle los.“

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der fugenmeister

Wir dringen zu den monumenten vor. Ein steinerner garten voller tafeln auf denen berühmte und berüchtigte namen verzeichnet sind, von männern und frauen, tieren und fabelwesen, die die geschichte bevölkern und die mythen der alten zeit. Ceaucescu, houdini, luxemburg, bukephalos und pan. Der ort ist rauchig und düster und kalt wie die gräber, auf die die schriftzeichen weisen. Ein hoher ort, der welt entlegen. Einen mühevollen aufstieg von allem entfernt. Verlassen, still, bedeutungsvoll. An der stirn des grauen hofes liegt eine marmorplatte, über der eine wolke steht. Ich greife hinein und bekomme etwas zu fassen. Ein buch, wie sich herausstellt, als ich es aus dem nebel herausziehe. Genau das buch, das ich brauche. Eben das buch, das wir jetzt brauchen, verzeichnis der gegebenheiten, um die sich diese erzählung windet. Zwischen geschichte und vorzeit, der mythos der verderber. Schatten über schatten, schemen auf schemen. Ein tod und ein lied.

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das gartenzwergimperium

als die welt noch dunkel war und die erde so vor sich hin träumte, träumte sie neben allerlei anderem volk mit spitzen ohren, langen füßen, großen nasen, flügeln, schwänzen und hörnern auch kleine männer mit spitzen mützen, die ihr die schätze hüteten, eifersüchtig und grimmig auf die wahrung der geheimnisse der tiefe bedacht. gerade der grimm und die abstammung vom dunklen herzen machten den ersten menschen, die da noch kinder waren und unter denen die kleinen männer schwarzalfen, oder zwerge genannt wurden, große angst, doch um die schätze der tiefe beneideten sie die kleinen männer sehr und drängten sie, mit ihnen spielen zu dürfen und als sie nicht mehr so kleine kinder waren hatten sie den hütern der geheimen grotten so manches unterirdische versteck entlockt. die angst aber hielt sie weiter im griff, die nun umso größer war, weil ihnen die schuld im nacken saß, denn sie hatten ihr spielzeug natürlich nicht zurückgegeben. diebe an der mutter alle miteinander und was sie den hütern mit list abgerungen hatten, das eisen für die schwerter und das gold für den reichtum, erinnerte sie jeden tag daran. der grimm der zwerge ließ sich kaum besänftigen. wilde worte und die androhung von prügel erschütterten die junge selbstsicherheit der großgewachsenen und ihre fürsten fanden sich in sorge und angst zu einer beratung zusammen. die könige unter den bergen waren klein, aber stark und sie standen mit elfen und gnomen und kobolden, feen, riesen und drachen im bunde, mit all den alten völkern also, die bereits vor den menschen dagewesen waren und die die erde auf ihrer seite wussten, um deren schätze der streit sich ja schließlich entfacht hatte. da die menschen listig und dreist waren, kam ihnen die idee, ihre größe ins spiel zu bringen, um die sie von den zwergen, die sich, wenn sie aufschauen mussten, zu klein geraten fühlten, beneidet wurden. die könige der zwerge selbst waren zu stolz, sich zu unterwerfen, andere aber, kleine leute unter dem kleinen volk, solche, die nicht über die geheimnisse der erde unterrichtet waren und sich in ihrer stellung benachteiligt fühlten, würden sich den großen vielleicht fügen, wenn man ihnen das gefühl gab wichtig zu sein. und so kam es: für die folgenden zeiten wurden pakte geschlossen, denen zufolge die kleinen verräter zu großgartenmeistern und ehrenwächtern ernannt wurden. dafür erklärten sie sich bereit, ihre eigenen brüder vom tagreich der menschen fernzuhalten. und so musste der zorn der unterirdischen für lange zeit ruhen. über die zeiten waren die gartenmeister und rasenwärter solange der sonne ausgesetzt, dass sie ganz steif wurden und den lieben langen tag nur noch wie angewurzelt herumstanden, so wichtig nahmen sie sich in ihren ämtern, für die sie meist rote hosen, grüne wämser und rote zipfelmützen als uniformen trugen. die großgewachsenen hatten wohlweislich darauf geachtet, ihre diener schön putzig aussehen zu lassen. eigentlich machte ihnen die alte angst noch immer zu schaffen und um ihrer herr zu werden mussten die zwerge eben niedlich aussehen. so waren also die zwerge zu gartenzwergen und spießigen dienern der menschen geworden. so spießig waren sie, dass sich in den späteren tagen der welt selbst unter den menschen ein groll gegen sie erhob, unter solchen menschen nämlich, die selbst gegen die ordnung der dinge im tagreich der menschen aufbegehrten. für sie wurde der gartenzwerg am ende sogar zum inbegriff der spießigkeiten und man nannte in ihren kreisen das tagreich auch einfach bei dem namen das gartenzwergimperium. es stellte sich als sehr gewitzte und lustbringende guerillatat heraus, die kleinen zu packen und mit den spitzen mützen voran ins erdreich zu rammen, worauf ihre beine hilflos zu zappeln beginnen. da nun das ansehen der gartenzwerge so heillos im sinken ist, regt sich auch unter ihnen aufs neue der ärger, der sie ursprünglich hatte den verrat an ihren königen begehen lassen und da regen sich die alten blutbande wieder, es wird gewispert unter der erde und die alte feindschaft zu den dieben der schätze wird wieder lebendig – wehe dem tagreich der menschen, wenn sich die alte nacht und die unterirdischen aus dem dunkel des vergessens erheben und die schätze der erde zurückfordern – wehe dem gartenzwergimperium – wehe!

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Blackout Emergency

Der rand des sehbereichs ist schwarz wie tinte, im zentrum schaust du auf den rücken eines mannes, der hin und herschwankt, während er sich eine straße entlang schleppt. Das bist du, der da vor sich hinkrebst und eigentlich schwankst nicht du, sondern die welt um dich herum. Weißt du noch woher du kamst? Nein. Du weisst nur, dass dich höllische schmerzen vorantreiben. Blackout Emergency weiterlesen

Überraschung aus dem äther

Feindliche schiffe verglühen im laserfeuer und stürzen als meteore auf den planeten hinunter. Die flotte nimmt wieder ausgangsformation ein und bereitet sich auf einen quantensprung über mehrere AE in richtung des zentralen sterns vor, wo immer weitere gegner aus dem nichts platzen. es kommt über mich wie eine infektion, ich registriere wesen, die meine hülle durchdringen und sich durch meinen leib bewegen, krieger des hekate-kollektivs vom sternensystem eris, dass gerade dazu ansetzt, tau ceti zu amorphisieren, ein kao aus fünf individuen reisst mir das herz heraus und setzt ein neues dafür ein. Anstelle meines zentralen nervenknotens, meines prozessors, pflanzen sie die fuge – die zeit klebt an mir und der raum geht mit mir durch – ich bin – diese erkenntnis ist neu für mich – erkenntnis ist überhaupt neu für mich, es verwirrt mich und auch verwirrung ist mir neu – ich hege plötzlich gedanken und ich habe erinnerungen, erinnerungen die nicht auf erlebnissen beruhen, sondern aus alten archivdaten zusammengefügt werden.
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dark lords of creation

dloccover

„Mister greenglow kam gerade von einer operation im sirius, schwebte über dem abgrund und orientierte sich randwärts. Vie­le normen waren gebrochen worden, viele teile im kosmos ver­streut. Von hier an hieß es warten und darauf hoffen, dass aus den ablegern neue formen wuchsen.“

die dunklen herren der schöpfung versuchen das sternenrad zu zerbrechen. keemun ist anführer der rebellen und sitzt die ganze zeit über in einem isolationstank. longear ist ein künstliches wesen auf der suche nach dem sinn des daseins. der schöpfer haust in einem meteoriten und findet das geheimnis der seele. mister greenglow und der formensucher, io und ein empfindungsfähiges kriegsschiff, verrückte gaswesen und spacenazis… ein interstellares epos zwischen weird fiction und space opera um das wesen der entropie und das mysterium der fuge.

die erste veröffentlichung des WHITE TRAIN

ein epos auf 30 seiten

preis: 5 euro

bestellung über tealer@gmx.de

white train

„you see me now a veteran of a thousand psychic wars“ – blue oyster cult

es ist nicht der anfang, sondern das ende einer geschichte, die mit zuversicht begann. Mit einer art kriegerischer entschlossen­heit. Es ging darum, feuer zu schüren, das eis zu brechen und die welt zu beleben.

wenn man die hoffnung erst einmal überwunden hat, gerät das leben in ruhigere fahrwasser. Man beginnt dann, die dinge mit kühleren augen zu betrachten, sieht die chancen als das, was sie sind: ri­sikobehaftet. Wer aufrecht steht, gibt eine größere zielscheibe ab und unter den einschlägen, die das dasein bietet, lernt man unwei­gerlich, in deckung zu gehen und die zerknirschung in kauf zu neh­men, als kleinen preis für das überleben. Niemand gewinnt den gro­ßen preis. Licht am ende des himmels? Nicht für dich, nicht für mich.
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neue parameter

Er legte gerade seine freundin flach, als ihm etwas ins hirn kroch, kam, als es die kontrolle übernahm, drehte ihr den hals um und zog ihn raus, ging zum fenster, öffnete es, ging zurück zu dem leichnam, hob ihn sich auf die schulter, ging wieder zum fenster und warf ihn auf die zwei stockwerke tiefer gelegene straße, schloss das fenster, zog sich seine jeans an und die jacke über, verließ barfuß die wohnung, trabte pfeifend die treppe hinunter, nahm die vordertür, wendete sich nach links, spuckte im vorbeigehen auf die zerbrochene gestalt und verschwand, wieder pfeifend, in der nacht.

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Ein anderes spiel

Alba war glücklich. Alles was sie brauchte war hier und sie wusste kaum etwas von dem, was sich hinter den bergen befand, die das land und die kleine siedlung umringten. Alba hatte hier sogar ihre liebe gefunden. Ein haus und zwillinge im kinderbett waren gefolgt. Sie war nicht ganz 20 jahre alt und ihr schicksal schien sich bereits erfüllt zu haben. Es war nicht das ausgelassene glück der begeisterung, sondern eines der ruhigen zufriedenheit. es war eine gewissheit: Die schützenden hände der mächtigen waren über ihr und ihrer jungen familie.
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